Umweltschonender Modetrend: Ist Kork nachhaltig?
Man kennt ihn als Verschluss von Wein- und Sektflaschen und als Bodenbelag: Kork ist ein beliebtes Material, das seit der Antike vom Menschen genutzt wird. Für Pinnwände, Tapeten, als Dichtungsmaterial und Dämmstoff: Das Naturprodukt hat mehrere Eigenschaften und wird dadurch in vielen Bereichen eingesetzt.
Auch in der Modeindustrie haben Korkprodukte in den letzten Jahren an Beliebtheit zugenommen und werden beispielsweise als tierleidfreie Alternative zu Leder produziert. Der Modetrend wird für die Natur als besonders klimafreundlich beworben und von Menschen, die sich für Umweltschutz interessieren, bevorzugt. Doch trifft das wirklich für die Korkproduktion zu oder betreiben die Hersteller Greenwashing? Ist Kork nachhaltig?
Beliebtes Naturprodukt: Kann Kork nachhaltig produziert werden?
Taschen, Hüte, Geldbörsen und Schuhe: In der Modeindustrie ist Kork aufgrund seiner Vielseitigkeit sehr beliebt und wurde bereits im antiken Rom bei Sandalen als Trittdämmung eingesetzt. Die Rinde besteht aus Millionen eng zusammenliegender abgestorbener Zellen. Dadurch ist das Material elastisch und gleichzeitig fest. Eingelagert in diesen Zellen sind zudem Suberin und Wachse, die einen wasserabweisenden Charakter haben und Kork resistenter machen. Und das ist noch nicht alles: Die Rinde der Korkeiche ist leicht, schwer entflammbar und isoliert vor Kälte und Wärme. Produkte aus dem Material können ein hohes Alter erreichen und sind sehr pflegeleicht. Besonders vegane und nachhaltige Modehersteller nutzen Kork, da es ein natürlicher und nachwachsender Rohstoff ist. Doch nur weil etwas auf einem Baum wächst, bedeutet es nicht automatisch, dass der Herstellungsprozess gut für die Umwelt sein muss. In diesem Artikel analysieren wir die Fakten und prüfen die Nachhaltigkeit von Kork und der Korkindustrie.
Die Herkunft von Kork
Kork ist die Rinde der Korkeiche, ein Baum, der hauptsächlich im Mittelmeerraum und vorwiegend in Portugal wächst. Seit mehreren Jahrhunderten wird die Borke dieser Eiche für verschiedenste Produkte genutzt. Das Ausschlaggebende bei der Ernte der Korkrinde ist hierbei, dass die Bäume nicht gefällt werden müssen. Die Eichen werden lediglich geschält, ohne dass der Baum dabei beschädigt wird. Pro Baum wird immer nur ein Drittel abgeschabt, da die Korkeiche sonst vertrocknet. Das Abziehen der Rinde verlangt zudem großes Fingerspitzengefühl und wird sehr vorsichtig praktiziert, um die Eiche nicht zu verletzen. Die sachgemäße Entfernung der Korkrinde ist sogar gut für das Ökosystem der Korkeichenwälder. Denn der Stamm zieht nach der Ernte der Rinde noch mehr CO2 aus der Umgebung als eine ungeschälte Korkeiche. Nach der Entfernung wächst die Borke mit der Zeit langsam wieder nach und kann nach ungefähr 10 Jahren erneut geschält werden.
Die Herkunft von Kork ist somit nachhaltig, denn es handelt sich um ein pflanzliches Produkt, welches nach der Schälung nachwächst und somit der Korkeiche und der Natur nicht schadet.
Von Kork zu Korkprodukten: Die Verarbeitung
Nach der Ernte geht es weiter zur Verarbeitung des Rohmaterials. Denn direkt von der Korkeiche geschält ist die Rinde noch nicht in der Industrie einsetzbar. Zunächst werden mit Wasserdampf die Harze aus der Rinde herausgelöst, die in einem späteren Zeitpunkt als Bindemittel eingesetzt werden. Die geschälten Stücke werden im Anschluss nach Qualität sortiert und mindestens sechs Monate lang getrocknet. Zur Weiterverarbeitung werden sie in einem Wasserbad eine Stunde lang gekocht, wobei der Kork geschmeidig wird und Gerbstoffe und Insekten ausgespült werden. Nach dem Kochen muss der Kork erneut mindestens drei Wochen lang in klimatisierten, dunklen Depots trocknen. Kork, der eine besonders gleichmäßige Struktur hat, wird zu hochwertigen Korken für Sekt- und Weinflaschen verarbeitet. Etwa 25 Milliarden Flaschenkorken werden jährlich produziert. Ungefähr 75 Prozent des Korks bleiben hierbei als Verschnitt übrig. Diese Reste werden zu feinem Kork-Granulat vermahlen und mit Bindemitteln verklebt. Das Positive hierbei ist, dass bei der Produktion von Korken nichts weggeworfen wird. Alles was von der Rinde übrig bleibt, wird in anderen Bereichen weiterverarbeitet, was den Nachhaltigkeitscharakter des Naturprodukts noch weiter bestärkt.
Korkeiche: Ein Baum mit starker Ökobilanz
Nicht nur der Anbau und die Weiterverarbeitung von Kork sind besonders umweltfreundlich, auch der Schutz der Korkeichen ist wichtig für das Ökosystem und der Erhalt der Bäume und Wälder leistet einen großen Beitrag für den Klimaschutz. Der Baum ist besonders langlebig und kann ein Alter von 250 bis 350 Jahren erreichen. Ein Korkeichenwald braucht nur wenig Wasser und ist, was die Bodenbeschaffenheit angeht, relativ anspruchslos. Die immergrünen Bäume nehmen eine große Menge CO2 auf, allein die Korkeichenwälder in Portugal binden jährlich 4,8 Millionen Tonnen Kohlendioxid - Weltweit sind es bis zu 14 Millionen Tonnen. Zusätzlich tragen die Wälder zur Regulierung des Wasserhaushalts bei und beugen der Versteppung vor. Da bei der Korkproduktion die Korkeichen lediglich geschält werden und die Bäume weiterleben können, bleiben die Wälder und das dazugehörige Ökosystem intakt.
Schutz der Korkeichenwälder
Korkeichenwälder sind in vielen Bereichen des Mittelmeerraumes wie Portugal, Spanien, Nordafrika und Italien heimisch. Da die Bäume durch die Korkproduktion geschützt werden, bilden diese Bereiche einzigartige natürliche Ökosysteme mit einer großen biologischen Vielfalt. Über 100 Pflanzenarten und 150 Tierarten haben sich angesiedelt, unter anderem seltene Vogelarten wie Adler, geschützte Tierarten wie Iberische Luchse und verschiedene Reptilien. Auch sind Korkeichen im Vergleich zu anderen Baumarten nicht so leicht entflammbar, sodass Waldbrände eher selten sind und die Pflanzen und Tiere in den Korkeichenwäldern einen gewissen Schutz genießen.
Nachhaltige Korkprodukte für den Alltag
Textilartikel aus Kork haben viele Vorteile. Im Gegensatz zu Leder sind sie antiallergisch und geruchlos. Aufgrund der Robustheit bleiben Produkte aus Kork ihrem Besitzer lange erhalten. Tatsächlich ist Kork als Rohstoff und Material nachhaltig und schadet der Umwelt nicht. Allerdings sollte man sich vor dem Kauf von Taschen, Schuhen oder sonstigen Modeartikeln über weitere Inhaltsstoffe informieren. Wird zur Verstärkung des Korks Polyester, Polyurethan oder Polychlorid verwendet? Solche Materialien oder der Einsatz von Plastik können die gute Ökobilanz von Kork nach unten ziehen.
Gleichzeitig muss man sich jedoch auch vor Augen führen, dass jeder Konsum klimabelastend ist und bei einem Kauf die Produkte im Vergleich zueinander betrachtet werden müssen. Nichts und niemand ist in Sachen Nachhaltigkeit zu 100 Prozent perfekt. Es ist vielmehr wichtig, bedachte Entscheidungen zu treffen, die den eigenen ökologischen Fußabdruck so gut wie möglich minimieren. Hat man die Wahl zwischen einer Geldbörse aus Echtleder, Kunstleder oder Kork, ist Letzteres die klimafreundlichste Option.
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